EBN 26 | NIOBE, REGINA DI TEBE
AGOSTINO STEFFANI (1654–1728)
„Niobe, Regina di Tebe”
Dramma per musica in tre atti
Libretto von Luigi Orlandi
Praktische Ausgabe vorgelegt von Wolfgang Berthold und Thomas Krümpelmann, Generalbassbezifferung ergänzt von Michael Behringer
Besetzung
Niobe (S), Anfione (S), Manto (S), Tiresia (T/Bar), Clearte (A), Creonte (A), Poliferno (Bar), Tiberino (T), Nerea (Mez), Voci di popolo 4 Tr, Tp, 2 Fl, 2 Pif (Ob), Str, Cemb, Theorb, Fg
Materialien
Partitur und Aufführungsmaterial als Leihmaterial erhältlich
Libretto. Vollständiger italienischer Text und deutsche Übersetzung von Teresa Russo
€ 12,-
Zwischen überzeitlicher Modernität und eigentümlich-originellen Barockklängen ist das Werk des Italieners Agostino Steffani zu verorten. Seine Zeitgenossen hielten ihn in höchstem Ansehen, und wie kaum ein anderer prägte er die italienische Oper in Deutschland. Als Komponist tat er sich durch seinen ganz eigenen Stil hervor, der italienische, französische und deutsche Elemente vereint. Das dramma per musica „Niobe, Regina di Tebe” komponierte er im Jahr 1688 als letzte Oper für den Münchner Hof.
Inhaltlich fordert es zur Auseinandersetzung mit dem Tragödienstoff der hochmütigen thebanischen Königin Niobe heraus – übertragen in Klänge, die verzaubern wie erschüttern. Als Thomas Hengelbrock mit „Niobe” die Schwetzinger Festspiele 2008 eröffnete, verhalf er dem Werk damit genau 320 Jahre nach seiner Uraufführung verdientermaßen zu erneutem Ruhm. Für diese Wiederentdeckung wurde eine moderne Notenausgabe vorgelegt, die 2009 in zweiter Auflage erschien, erweitert um die spielpraktischen Erkenntnisse der Produktion. „Thomas Hengelbrock hat in den letzten gut zehn Jahren schon allerlei Altertümer neu aufbereitet, doch mit dieser Steffani-Oper ist ihm ein ganz besonderer Fang gelungen. Überaus farbig, nach französischer Mode, ist sie besetzt, mit Harfe, Flöten, Oboen und Regal”, bemerkte die Frankfurter Rundschau.
Mit äußerster Gestaltungskraft verlieh Steffani seiner Musik opernhaften Gefühlsausdruck, aber auch volksliedhafte Elemente nach Art der italienischen Canzonetta. Einen der Höhepunkte bildet die zehnminütige Arie „Sfere amiche”. Mit kreisenden Bassfiguren und stehenden Streicherklängen ist sie Sphärenmusik à la baroque – unerhört modern.